
Zündorf
Das alte Dorf Zündorf liegt zwischen Porz und Langel vor der Insel Groov an einem natürlichen Hafen am Rheinufer.
Heute ist das malerische Zündorf durch sein historisches Ambiente mit seinen alten Fachwerk- und Bürgerhäusern, den mittelalterlichen Kirchen, dem Wehrturm und der parkähnlichen Groov ein viel besuchtes Ausflugsziel. Viele Fahrradfahrer und Skater nutzen die Gelegenheit hier mit dem Krokodil, der Fähre Weiß – Zündorf über den Rhein zu setzen. Sie kommen aus Richtung Köln an Rodenkirchen vorbei durch den Auwald oder über den Leinpfad auf der Porzer Seite – eine schöne und sehr beliebte Ausflugsstrecke.

Geschichte: Das vom 11. bis Anfang des 19. Jahrhunderts zum Herzogtum Berg gehörende Zündorf hat sich aus den Dörfern Ober- und Niederzündorf entwickelt. Oberzündorf – welches die ältere und die ursprünglich bedeutendere Siedlung war – wurde zum ersten Mal 1008 schriftlich erwähnt.
Der vermutlich im 12. Jahrhundert gebaute Wehrturm (erste urkundliche Erwähnung 1380), der oft fälschlicherweise als Zollturm bezeichnet wird, war der Stammsitz der Ritter von Zündorf. 1176 wird ein Richwin I. von Zudendorp im Gefolge des Erzbischofs Rainalds von Dassel erwähnt, als dieser mit Kaiser Friederich Barbarossa nach Italien zog.

Die Kirche St. Martin in Oberzündorf stammt aus dem 12. Jahrhundert (Langbau aus dem 18. Jahrhundert), ist aber ein Nachfolgebau einer noch älteren Kirche (erste Erwähnung 1009). St. Michael von Niederzündorf wird 1155 zum erstem Mal erwähnt. Beide Kirchen sind die ältesten in der Gegend und Mutterpfarren vieler Nachbargemeinden. Im 16. Jahrhundert kam die Pfarre Oberzündorf an die mittlerweile größere Pfarre in Niederzündorf. Die neugotische Backstein-Kirche in Niederzündorf – St. Mariae Geburt – wurde 1895-1897 direkt neben St. Michael gebaut.
Vor dem Dorf Zündorf befindet sich eine Insel mit Namen Groov oder Mittelwerth. Der Rheinarm zwischen der
Insel und Zündorf bildete einen natürlichen Hafen
und war die Grundlage für den Aufstieg Zündorfs als Warenumschlagplatz.
Anfang des 17. Jahrhunderts übernahm Niederzündorf den Rheinhandel des
durch mehrmalige Plünderungen danieder liegenden Nachbarort Porz und überflügelte durch die Möglichkeit den Kölner
Stapel zu umgehen
seinen Nachbarort Oberzündorf. Die Waren wurden auf dem Landweg zwischen
Zündorf und Mülheim transportiert und so der Kölnische Machtbereich
umgangen. Aber auch für den Warenumschlag des bergischen Hinterlands war
der Hafen von Zündorf von Bedeutung. In der Folge siedelten sich einige
Handelshäuser in Zündorf an. Die zwei größten hießen Boullé und Pelletier
die jeweils einen Kran am Zündorfer Hafen besassen.
Schon die
französische Besatzung und später der Rheinbund von 1806 befreite den
Schiffsverkehr auf dem Rhein von Zöllen, Stapel- (1805) und
Umschlags-Rechten (1831 durch den Deutschen Bund), was den Handel
förderte. Das war aber für Zündorf nachteilig, da der Ort eben teilweise
von der Umgehung des Kölner Stapels über Mülheim gelebt hatte. Auch der
Handel ins Bergische wurde zunehmend von andern Häfen wie Mülheim
übernommen. Zusätzlich versandete der Hafen Mitte des 19. Jahrhunderts –
trotz mehrmaligem ausbaggern – immer mehr, nachdem durch die Regulierung
des Rheinstromes 1852 die Südspitze der Groov mit dem Festland verbunden
wurde. Der Hafen verlor stark an Bedeutung und Zündorf verarmte. Das ist
auch der Grund für die vielen alten Fachwerkhäuser die Zündorf heute so
malerisch erscheinen lassen; man konnte sich schlicht einen Neubau aus
Stein nicht mehr leisten.
Schon 1317 wird eine Fähre bei Zündorf erwähnt. Um diese gab es Jahrhunderte lang Streit, weil die Besitzer der Fähren bei Mondorf und Deutz eifersüchtig über ihr Fährrecht wachten. Trotzdem wurde schon im Mittelalter die kaiserliche Postkutsche bei Zündorf – Weiß über gesetzt. Seit 1987 betreibt Heiko Dietrich die Fähre mit seinem "Krokodil".
Neben dem Handel gab es noch die Fischerei (hauptsächlich Salm und Aal) und die Landwirtschaft. 1765 gab es in Zündorf insgesamt 17 Morgen Weingärten (etwa 5,4 Hektar). Wein wurde noch im 18. Jahrhundert bis weit in den Norden angebaut.
Der Judenfriedhof am Gartenweg erinnert an die in Zündorf ansässige Judengemeinde, die eine Synagoge (heute ein Wohnhaus) an der Hauptstraße hatte. Während des Nationalsozialismus wurden sie vertrieben oder in den Konzentrationslagern ermordet.
1797 hatte Niederzündorf 68 Feuerstellen mit 272 Einwohnern, 8 Pferden und 10 Stück Rindvieh. Dazu gehörten 493 Morgen Ackerland. Oberzündorf hatte 38 Feuerstellen mit 110 Einwohner, 8 Pferden und 10 Stück Rindvieh. Dazu gehörten 1011 Morgen Ackerland. 1997 (also genau 200 Jahre später) hatte Zündorf 8.857 Einwohner in 3.992 Wohnungen und 4.530 PKW's.
In Oberzündorf (Loorweg 155) war die Station 52 des preussischen optischen Telegraphen, der 1834 bis 1849 Koblenz mit Berlin verband. Die nächsten Stationen waren die Pantaleonkirche in Köln und das Forsthaus in Spich auf dem Telegraphenberg.
1921 wurde die Straßenbahn aus Köln, die bis dahin nur nach Porz gefahren ist, bis Zündorf verlängert. Im gleichen Jahr wurde auch die Straßenbahn von Siegburg nach Lülsdorf – liebevoll von der Bevölkerung "Rhabarberschlitten" genannt – über Langel nach Zündorf verlängert. Letztere wurde 1964 eingestellt. Heute ist wieder geplant die Linie 7 bis Langel zu verlängern.
In den fünfziger und sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts sind die Binnengewässer voll Gerümpel und die Abwässer flossen ungeklärt in das stinkende Gewässer. Nach der Kanalisierung Zündorfs änderte sich endlich das Bild. Anfang der siebziger Jahre wurden die Binnengewässer der Groov befestigt, der Marktplatz umgebaut und der Yachthafen angelegt. Die Groov selber erhielt ihr parkähnliches Aussehen und wurde zur Freizeitinsel.
Name: Die Entstehung des Namens Zündorf ist ungewiss. Früher wurde es auch Zudendorp, Zudindorp, Udendorp oder Zuhudendorp geschrieben.
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