
Die Germania-Siedlung in Porz
Nahe bei der S-Bahn-Station Porz(Rhein), in Richtung Porzcity, liegt links die Zufahrtsstraße zu den Saint-Gobain-Glaswerken und der ehemaligen Werkssiedlung der VEGLA, bzw. des Spiegelglaswerks Germania. Sie umfasst die Häuser an der Glasstraße, der Germaniastraße, dem Concordiaplatz und Teile der Bahnhofsstraße.
Die mit Feldbrandziegeln gemauerten – und individuell verzierten – Häuser im gemütlichen belgischen Stil strahlen Behaglichkeit aus. Trotz der Nähe zum Bahnhof lebt es sich recht ruhig in der unter Denkmalschutz stehenden Germania-Siedlung. Und dazu ist sie auch noch gut angebunden; 5 Minuten zur S-Bahn Porz(Rhein), 6 Minuten zur Straßenbahnhaltestelle Porz Markt, 5 Minuten bis zur Fußgängerzone und 10 Minuten zu den Schiffsanlegern.

Geschichte: Der belgische Konzern "Société Anonyme des Glaces Nationales Belges" mit Sitz in St.-Roch-Auvelais-lez-Namur, beschloß 1899 auf Grund hoher Einfuhrzölle ein Glaswerk in Deutschland zu errichten. Die Wahl viel auf Porz; einerseits wegen der regionalen ergiebigen Rohstoffvorkommen (Kohle, Soda, Kalk, Dolomit, Sand) und andererseits wegen der günstigen Verkehrsverbindungen (der ehemalige Bahnhof Porz-Urbach mit Schienenanbindung ins Werk und der Rhein mit firmeneigener Anlegestelle). Schon im Februar 1901 lief die Produktion der neu gegründeten Spiegelglaswerke Germania an und lieferte schon in der ersten Zeit um die 300.000qm Flach- und Spiegelglas pro Jahr.
Die ersten Häuser der Germania-Siedlung wurden schon im Jahre 1900 für die hauptsächlich belgischen und italienischen Facharbeiter fertiggestellt. Für die Kinder wurde eine Privatschule und ein Kindergarten eingerichtet, da die meisten nicht deutsch sprachen. Die Infrastruktur mit Trinkwasserleitung, Kanalnetz und eigener Stromversorgung war unter damaligen Gesichtspunkten vorbildlich.

Während des 1. Weltkriegs war die Germania-Siedlung zeitweilig abgesperrt, um Übergriffe der deutschen Bevölkerung auf die belgischen Facharbeiter zu verhindern.

Während der Hyperinflation von 1923 bezahlten die Spiegelglaswerke – wie viele andere Fabriken – ihre Arbeiter mit eigenem Geld, weil die Notenbanken mit den Geld drucken nicht mehr hinterher kamen.

Im 2. Weltkrieg wurde ein Doppelhaus in der Germaniastraße zerstört und schon im Krieg wieder aufgebaut. Wenn man genau hinschaut, entdeckt man noch Spuren aus dieser Zeit in der Germania-Siedlung.

Ende der 1970er Jahre ist die Siedlung unter Denkmalschutz gestellt worden, da sie mit den Direktorenvillen und den Ingenieur-Häusern am Concordiaplatz, den Meisterhäusern in der Germaniastraße und den Facharbeiter- und Angestelltenhäusern in der Glasstraße eine der wenigen erhaltenen sozial gestaffelten Arbeitersiedlungen in Köln ist. In der Glasstraße wurde kurz vorher die rechte Reihe Arbeiterhäuser und eine Direktorenvilla abgerissen, um Platz für eine weitere Produktionshalle und Parkplätze zu schaffen. Die restlichen Häuser wurden dann in den 1980er Jahren an privat verkauft. Etwa um diese Zeit wurde leider auch das Firmenarchiv der "Vereinigten Glaswerke" (VEGLA) vernichtet.


Auf dem ehemaligen Fabrik-Gelände der VEGLA westlich der Glasstraße ist zwischen 2006-2009 die "Gartenstadt Köln-Porz Süd" entstanden, welche hauptsächlich aus Einfamilienhäuser besteht. Zum Glück ist der ruhige Charakter der Germania-Siedlung erhalten geblieben.
Neue Tierwelt:


Trivia: In den 2000er Jahren wurde die Direktorenvilla am Concordiaplatz für eine (mehrere?) Staffel(n) der Castingshow "Deutschland sucht den Superstar" mit Dieter Bohlen genutzt. In diesen Jahren wurden auch die Jugendbücher der Reihe "Die wilden Hühner" teilweise in der Germania-Siedlung verfilmt.
Name: Die Germania-Siedlung hat ihren Namen von dem Spiegelglaswerk Germania, welches diese Siedlung für ihre Facharbeiter bauen ließen. Der sehr deutsche Name des Werks wurde von den belgischen Besitzern gewählt, um frankophoben Ressentiments vorzubeugen.
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