Ein wenig Porzer Geschichte
Der Porzer Raum ensteht
Nachdem sich das Meer endgültig zurückgezogen hat und
die Kölner Bucht schon bestand, war hier im Südteil der Bucht
ein großer Süßwassersee. Große Sumpfwälder wurden zu
Braunkohle, die sich auch im Porzer Untergrund befindet
(glücklicherweise nicht abbauwürdig).
Gegen Ende der Braunkohlenzeit durchbrach der Rhein
das Rheinische Schiefergebirge und floß in vielen Schlingen und
Schleifen Richtung Meer. Noch gut zu erkennen ist ein altes
Flussbett, welches von Bonn über Troisdorf, Linder Bruch,
Urbach, Brücker Bruch, Merheimer
Bruch zur Wuppermündung führt.
Erste Beweise menschlichen Lebens in Heumar
Ein bei Heumar
gefundener altsteinzeitlicher Faustkeil ist der älteste
Beweis menschlichen Lebens in unserem Stadtgebiet. Für die
nomadische Jäger und Sammler war die damals sumpfige
Niederterrasse ein ideales Jagdgebiet. Aus der jüngeren
Altsteinzeit sind Lesefunde aus Westhoven und Porz,
sowie eine Feuerstelle bei Altenrath, bekannt. In der
Mittelsteinzeit (8000-5000 v. Chr.) wurden die warmen trockenen
Sandböden der Wahner Heide und die
Dünengebiete der Niederterrasse besiedelt, was von zahlreichen
Funden belegt wird.
Im Neolithikum brachten die Bandkeramiker den Ackerbau
und die Sesshaftigkeit in die Kölner Bucht (ab etwa 5500 v.
Chr.). In Form der jüngeren Rössener Kultur (ab etwa 4500 v.
Chr.) ist sie auch in Porz (Scherben in Westhoven) zu belegen. Die darauf folgende
Michelsberger Kultur (ab etwa 3900 v. Chr.) benutzte schon
Saatweizen (Fund einer Tonscherbe mit Abdruck eines Korns in
Altenrath-Wäsche). Im folgenden entstand im Rheinland aus
Einflüßen der Glockenbecherkultur (Westeuropa) und den
Schnurkeramikern (Nord- und Mitteldeutschland), sowie aus
Resten der Michelsberger Kultur die Rheinische Becherkultur
(etwa 1600 v. Chr.). Um diese Zeit sind auch die ersten
Grabhügel auf der Mittelterasse zu finden.
Grabhügelfelder im Königsforst
Die ältere Bronzezeit ist leider verhältnismäßig
schlecht dokumentiert. Erst am Ende der Bronzezeit setzt mit
der Urnenfelderkultur eine dichte Besiedlung (900-400 v.
Chr.) ein. Um diese Zeit - bis in die frühe Eisenzeit -
entstehen die großen Grabhügelfelder auf der Mittelterrasse.
Die dazugehörigen Siedlungen sind leider noch nicht bekannt.
Erst im 1. Jahrhundert v. Chr. sind neben wenigen Gräbern auch
Siedlungen bekannt. Bei Westhoven muß
sich eine recht große Siedlung befunden haben, die noch bis zum
ersten nachchristlichen Jahrhundert bestanden haben muß (man
fand entsprechende römische Keramik). Im Königsforst wurden
neben weiterer Siedlungen auch Reste von Eisenschmelzöfen
entdeckt. Obwohl wir Aufgrund der historischen Quellen mit
einer germanischen Bevölkerung rechnen müßten - nämlich mit den
Sugambrern - basieren die Funde im Porzer Gebiet eindeutig auf
mittelrheinischer Tradition und damit letztendlich auf
keltischer.
Römische Grenz-Politik und fränkische Besiedlung
Zunächst sind, womöglich Aufgrund römischer
Grenz-Politik, keine archöologischen Funde vorhanden. Erst im
ausgehenden 1. Jahrhundert n. Chr. ist wieder eine einheimische
Bevölkerung nachweisbar, deren Hinterlassenschaft
(Scheuerbusch) jetzt zum großen nordwestdeutsch-mitteldeutschen
Formenkreis germanischer Machart gehört. Mit den Einbrüchen der
Franken in das römische Reich (ab 260 n. Chr.) hören die Belege
wieder auf.
Bis zum sechsten Jahrhundert fehlt im Porzer Gebiet
(wie fast im ganzen Bergischen) jede Spur einer Besiedlung. Die
fränkische Kolonisation setzt vermutlich erst ab dem späten 6.
Jahrhundert ein. Vom linksrheinischen her wurde zunächst die
rechtsrheinische Niederterrasse besiedelt. Damals wurden - wohl
erst in Gestalt von Einzelhöfen - die heutigen
Dörfer/Stadtteile Langel, Zündorf, Lind und
Grengel gegründet. Ebenfalls in die fränkische Zeit deuten die
Namen Westhoven, Urbach, Elsdorf, Libur
und Wahn. Der Porzer Raum gehörte zum
Deutzgau (wie der Auelgau ein Schutzgau gegen die vordringenden
Sachsen) und wurde vermutlich zwischen dem 6. und 8.
Jahrhundert von Köln aus christianisiert. Die älteste Kirche im
Porzer Stadtgebiet ist St.Michael (Zündorf) aus dem 11.Jahrhundert. Sie steht
vermutlich auf älteren Fundamenten. Um die Zeit ist auch die
erste schriftliche Erwähnung der ersten Höfe und Dörfer zu
nennen (eine frühe Ausnahme bildet Langel mit einer schriftlichen Erwähnung um
965).
Die Grafen von Berg
Um 1150 brachten die Grafen von Berg den Deutzgau
unter ihre Herrschaft. Verwaltungszentren für das bergische
Territorium südlich der Wupper wurden Bensberg und Porz.
Das Hauptgericht in Porz
1286 wird erstmals das Hauptgericht in Porz erwähnt, welches als übergeordnetes
Gericht für alle Landgerichte südlich der Wupper zuständig ist.
Das Schöffensiegel mit dem Porzer Wappen stammt aus dem
Jahre 1438.
Durch eine große Verwaltungsreform im Jahre 1555
vergrößert sich der Gerichtsbezirk
Porz beträchtlich. Der Verwaltungsbezirk Porz bleibt
bestehen und gleicht in etwa der späteren Stadt Porz.
Obwohl zwischen Berg und Köln selten Eintracht
herrschte, lag das Porzer Gebiet ganz klar im Einzugsbereich
der einzigen Großstadt des Mittelalters in Deutschland, im
heiligen Köln. Der Überschuss der landwirtschaftlichen
Erzeugnisse wurde dort feilgeboten, auch Bauholz, Holzkohle und
Kies wurden aus dem Porzer Gebiet in die Stadt geliefert. Große
Bedeutung hatte der Zündorfer Hafen.
Dort konnte man nämlich, in Verbindung mit dem Landwege nach
Mülheim, das Kölner Stapelrecht umgehen.
Zeit des Niedergangs
Ende des 16. Jahrhunderts wurde der rheinische
Wohlstand durch den Truchsess'chen Krieg vernichtet. Als
der letzte Herrscher von Berg, Herzog Johann Wilhelm I aus dem
Hause Cleve, 1609 verstarb, hinterließ er keine Erben und löste
damit den "Erbfolgestreit" zwischen dem Pfalzgrafen
und Brandenburg aus. Zusammen mit dem, zwischen 1618-1648
tobende, dreißigjährigen Krieg wurde das Land endgültig
zerschlagen. Die Spanier, Hessen, Schweden und die Kaiserlichen
gaben sich im heutigen rechtsrheinischen Köln praktisch die
Klinke in die Hand und überboten sich gegenseitig im
requirieren, plündern und misshandeln. Am Ende des 17.
Jahrhunderts wurde die Porzer Bevölkerung dann von den
berüchtigten Franzosenjagden drangsaliert, als die Franzosen im
"Pfälzischen Krieg", im "Spanischen
Erbfolgekrieg" und vorher im "Holländischen
Raubkrieg" über den Rhein kamen und das Bergische Land
plünderten und nieder brannten.
Bessere Zeiten
Im 18. Jahrhundert konnte sich die Bevölkerung langsam
erholen. In der Mitte des Jahrhunderts wurden dann auch mehrere
Herrensitze aus- oder neu gebaut (Wahn, Leidenhausen, Zündorf). In Ensen, Langel
und Libur wurden neue Kirchen
gebaut. Nur die große Hungerkatastrophe von 1770 und der
verheerende Dammbruch bei Westhoven
im Februar 1784 sind noch erwähnenswert.
Die französische Besatzungzeit
Im Jahre 1795 besetzten die französischen
Revolutionstruppen das Herzogtum Berg und damit auch das
Botenamt Porz. Durch die folgende Rechtsunsicherheit wurden
Räuberbanden aktiv, in Porz und Umgebung trieb der
"Fetzer" sein Unwesen. Die französische Besatzung
führte große Verwaltungsreformen durch. Das alte Amt Porz wurde zum Arrondissement
(Kreis) Mülheim und das alte Botenamt Porz wurde in die
Mairien (Bürgermeistereien)
Heumar und Wahn aufgeteilt (das war so effektiv, das
die neue Verwaltungsaufteilung auch nach 1815 beibehalten
wurde).
Porz wird preussisch
Mit dem Großherzogtum Niederrhein kamen auch die
Bürgermeistereien Heumar und
Wahn (die schon zusammen verwaltet
wurden) in preußischen Besitz. Schon 1817 erwarb die
preussische Militärverwaltung Teile der Wahner Heide als Artillerieschießplatz. Der
Hafen von Zündorf verlor an
Bedeutung, da das Kölner Stapelrecht aufgehoben wurde.
Einsetztende Industrialisierung
Mit der Errichtung der Seilerei Felten & Guilleaume
in der Mitte des letzten Jahrhunderts setzte in Porz die
Industrialisierung ein. 1859 wurde die Strecke von Köln nach
Hennef - mit einem Bahnhof in Wahn
- eröffnet. Die zwanzig Jahre später eröffneten Strecken
Mülheim-Troisdorf und Köln-Overath mit Bahnhöfen in Porz und Heumar, boten den Kölner
Industriebetrieben die Chance den Baubeschränkungen im
Festungsbereich von Köln zu entgehen. 1910 wurde das Porzer Rathaus errichtet. Am
Gremberg wurde 1919 der Verschiebebahnhof Gremberg und die
Eisenbahnersiedlung Gremberghoven
gebaut.
1929 entstand aus den 15 Gemeinden die Großgemeinde
Porz. Schon in den Jahren von 1825 bis 1900 hat sich die
Bevölkerung auf 10.000 verdoppelt. 1935 hat Porz schon 24.000
Einwohner.
Die Nationalsozialisten
Unter den Nationalsozialisten verschwanden erst die
politischen Gegner und dann die gesamte Judengemeinde in
Zündorf. Bombenschäden erlitten die
Porzer hauptsächlich wegen dem Gremberger
Verschiebebahnhof und der grundsätzlichen Nähe zu der Stadt
Köln, die oft Ziel der alliierten Bomber war.
Porz wird Stadt
Nach dem zweiten Weltkrieg (am 11. April erreichten
amerikanische Panzerspitzen Porzer Gebiet) entstanden mehrere
Siedlungen vor allem zwischen Porz,
Urbach und Eil. 1951 wurde die Großgemeinde Porz
schließlich zur Stadt ernannt. Der ehemalige Militärflughafen (von den
Alliierten übenommen) auf der Wahner
Heide wurde der zivilen Luftfahrt übergeben.
Die Stadt Porz wird ein Stadtteil von Köln
Am 01.01.1975 wurde die Stadt Porz nach Köln
eingemeindet.
Weitere Links zum
Thema!
Abbildungen:[1] Porzer Wappen, aus
"Unser Porz", Heft 2, 1961
[2] Altsteinzeitlicher Faustkeil aus Heumar, aus
"Kleine Schriften zur Kölner Stadtgeschichte 8",
Seite 5
[3] Hallstattliche Urne aus Porz-Scheuerbusch, aus
"Unser Porz" Heft 8, 1966
[4] Siegel der Schöffen von Porz 1438, aus "Das
Museum im Zündorfer Wehrturm", Seite 15
[5] Das Amt Porz um 1500, aus "Das Museum im
Zündorfer Wehrturm", Seite 15
[6] Die Mairen (Bürgermeistereien) Heumar und Wahn von
1806, aus "Das Museum im Zündorfer Wehrturm", Seite
19
[7] Postkarte "Gruß aus Porz" von 1902,
Verlag v.G. Schumacher, Eitdorf
Quellen:[1] "Kleine Schriften zur Kölner
Stadtgeschichte" von Reiner Schminke, 1988
[2] "Das Museum im Zündorfer Wehrturm" von
M. Schmidt, G. Aders und H. Steuer, 1980
[3] "Unser Porz" Heft 8, 1966
[4] "Heimatbuch des Landkreises Mülheim am
Rhein" von J. Bendel, 1925
[5] "Das rechtsrheinische Köln" von S. Pohl
und G. Mölich, 1994
[6] "Porz - Die Junge Stadt am Rhein" von
der Stadtverwaltung Porz, 1951
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letzte Änderung: 29.04.2000
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